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Ostsee-Zeitung als Notausgabe
Drucker zeigen Solidarität
Rostock. Nachdem wegen eines Solidaritätsstreiks der Drucker die Ostsee-Zeitung als Notausgabe erschienen ist, nehmen die Streikenden die SPD als wesentlichen Verantwortlichen für den jahrelangen Abbaukurs auf Kosten der Mitarbeiter ins Visier. In einer spontanen Demonstration sind streikende Journalisten der Ostsee-Zeitung am Donnerstag (26. April) vor das Büro des Landtagsabgeordneten und Finanzministers Mathias Brodkorb sowie des SPD-Kreisverbandes in Rostock gezogen und haben einen offenen Brief übergeben, in dem sie auf die Situation in ihrem Betrieb aufmerksam machen. Die Sozialdemokraten sind über ihre Medienholding ddvg der größte Einzelgesellschafter des Madsack-Konzerns (Hannover), dem die auflagenstärkste Tageszeitung Mecklenburg-Vorpommerns (aktuell rund 125 000 Exemplare) gehört. „Die Gesellschafter tragen maßgeblich die Verantwortung für den rabiaten Sparkurs der Geschäftsführung, der durch den Stellenabbau der vergangenen Jahre zu einer massiven Arbeitsverdichtung geführt hat“, sagt Corinna Pfaff, Geschäftsführerin des Deutschen Journalisten-Verbandes. „Ohne die Zustimmung der ddvg wäre das Unterlaufen der geltenden Tarife, das mittlerweile in allen Bereichen um sich greift, nicht denkbar“, so Martin Dieckmann, Landesfachbereichsleiter der Gewerkschaft ver.di. Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern müsse sich fragen lassen, wie sie öffentlich für mehr Tarifschutz eintreten könne, während sie im eigenen Verantwortungsbereich genau das Gegenteil zulasse. „Es geht hier um die Glaubwürdigkeit.“ In der Nacht zu Donnerstag hatten sich Mitarbeiter der Rostocker Druckerei in einem Solidaritätsstreik an der Auseinandersetzung beteiligt. Die Ostsee-Zeitung erschien deshalb in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes in gedruckter Form nur verspätet und in reduziertem Umfang. In der aktuellen Tarifrunde, deren fünfte Verhandlungsrunde in Berlin in der Nacht zu Donnerstag ergebnislos abgebrochen wurde, fordern die Gewerkschaften neben einer angemessenen Erhöhung der Gehälter und Honorare eine Verbesserung der Konditionen für Berufseinsteiger sowie eine Einbeziehung arbeitnehmerähnlicher freier Mitarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern in den Tarifschutz, der in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern schon seit vielen Jahren für sie gilt. Die Ostsee-Zeitung ist in Mecklenburg-Vorpommern die einzige Zeitung, in der derzeit nach Tarif gezahlt wird. Bundesweit begleiten zahlreiche Warnstreiks die Gehaltsverhandlungen.Deutscher Journalisten-Verband | Landesverband Mecklenburg-Vorpommern V.i.S.d.P.: Corinna Pfaff | Schusterstraße 3, 19055 Schwerin Tel.: 0385/565632 | Fax: 0385/5508389 | Email: info@djv-mv.de